Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die sich im Verlauf des Lebenszyklus der Frau auf unterschiedliche Weise manifestiert. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Hormonen, Hormonschwankungen und individuellen Migränetherapien. Um präzise und wirksame Maßnahmen zur Migränetherapie einleiten zu können, müssen die verschieden Lebenszyklen einer Frau – von der Menstruation bis zur Menopause – berücksichtigt werden.
Inhalt:
Hormonschwankungen im Lebenszyklus der Frau
Der Lebenszyklus der Frau zeichnet sich durch hormonelle Veränderungen aus. Vor allem die Menarche, Menstruation, Schwangerschaft & Stillzeit und die Menopause bringen Änderungen im Hormonsystem mit sich und können so das Auftreten der Migräne beeinflussen 1. Jede dieser Phasen unterliegt individuellen Bedingungen, weshalb Therapieansätze neu bewertet und gegeben falls angepasst werden müssen. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang der Menstruationszyklus und die Wechseljahre, die das Migränerisiko besonders beeinflussen.
Menstruationsbedingte oder menstruations-assoziierte Migräne
Menstruationsbedingte Migräne oder menstruations-assoziierte Migräne, eng verknüpft mit dem Menstruationszyklus, betrifft zahlreiche Frauen.
Der prämenstruelle Abfall von Östrogen kann Migräneanfälle verstärken. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass dabei nicht die Menge der zirkulierenden Hormone entscheidend ist, sondern Migräneattacken insbesondere durch hormonellen Schwankungen verursacht werden 2. Die aktuelle Studienlage zeigt, dass perimenstruelle Migräneattacken länger und intensiver ausfallen und mit akzentuierter Photophobie und Phonophobie verbunden sind 3. Außerdem stehen sie in Zusammenhang mit einem schlechteren Ansprechen auf medikamentöse Therapien. Beispielsweise weisen perimenstruelle Attacken höhere Rezidivraten von Attacken nach der Behandlung mit Triptanen auf 4. Neben medikamentösen Prophylaktika kann aus pathophysiologischer Sicht auch eine hormonelle Kontrazeption eingesetzt werden, die jedoch das vaskuläre Risiko erhöhen kann 5.
Schwangerschaft und Stillzeit mit Migräne
Bei mehr als 70% der betroffenen Frauen zeigen sich während der Schwangerschaft entweder keine Migräneattacken oder sie sind weniger intensiv. Besonders in den letzten beiden Trimestern erleben viele Frauen eine signifikante Reduktion oder sogar das vollständige Ausbleiben von Migräneanfällen. Frauen, die unter menstrueller Migräne leiden, profitieren während der Schwangerschaft vom Ausbleiben der Menstruation und einer konstanten Erhöhung der weiblichen Sexualhormone. Der hormonelle Abfall nach der Geburt, führt bei etwa der Hälfte der Frauen zu einem erneuten Anstieg von Migräneattacken, die oftmals häufiger und intensiver auftreten. Der Einfluss von Prolaktin im Wochenbett und der Stillzeit wird darüber hinaus ebenfalls diskutiert 6,7.
Wechseljahre, Menopause und Migräne
Da die Wechseljahre zu hormonellen Umstellungen führen, werden auch vermehrte Änderungen im Schweregrad der Erkrankung berichtet. Die Perimenopause geht oft mit einer Migräneverschlechterung einher und ist mit erheblichen Schwankungen des Östrogen- und Progesteronspiegels verbunden. Deshalb gilt, je langsamer die hormonellen Veränderungen verlaufen, desto günstiger für die Migräne. Die Menopause hingegen ist durch hormonelle Stabilität aufgrund des Rückgangs der Östrogen- und Progesteronproduktion geprägt. Diese hormonelle Stabilität kann sich positiv auf die Migräne auswirken 2. Die anfänglichen starken hormonellen Schwankungen werden in der Praxis häufig mit einer Hormonersatztherapie abgemildert und können so zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden beitragen. Dabei kommt es jedoch besonders auf die Art der Hormonersatztherapie und die Verabreichung an 2. Entscheidend ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung.
Hormonersatztherapie bei Migräne
Die Verwendung von Hormonersatztherapien zur Migräneprophylaxe bleibt umstritten. Studien deuten darauf hin, dass HRT in einigen Fällen Migräne verbessern kann, während es in anderen Fällen zu einer Verschlechterung führt. Eine entscheidende Rolle spielt unter anderem die Art der Verabreichung. Orale Hormonersatztherapien führen häufig zu einer Verschlechterung der Migräne, wohingegen eine transdermale Therapien ohne Intervalle im Vergleich zur oralen Gabe zu einer Verbesserung der Migräne führen 8.
Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen Migräne, Hormonersatztherapie und einem erhöhten Schlaganfallrisiko festgestellt. Dies gilt besonders für Frauen mit einer Migräne mit Aura, die bereits ein zweifach erhöhtes Risiko für einen ischämischen Schlaganfall haben 3. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzte der Neurologie und Gynäkologie ist entscheidend, um den Patientinnen die bestmögliche Therapie anbieten zu können und mögliche Risiken im Blick zu haben.
Individuelle Therapie im Lebenszyklus der Frau
Nicht für jede Frau ist eine medikamentöse Prophylaxe geeignet oder erwünscht, insbesondere während Schwangerschaft und Stillzeit. Hier treten alternative, nicht-medikamentöse Prophylaxen in den Fokus. Zu den nicht-medikamentösen Ansätzen zählen beispielsweise Physiotherapie, Ernährungstherapien, Neuraltherapie oder Akupunktur. Diese Verfahren sollten möglichst ergänzend zu den etablierten Standardtherapien eingesetzt werden. Durch ganzheitliche Herangehensweisen kann die bestmögliche Versorgung der Betroffenen erreicht werden 9.
Die digitale Gesundheitsanwendung sinCephalea als individuelle nebenwirkungsfreie Prophylaxe
Einen innovativen und nebenwirkungsfreien Ansatz bietet hierbei die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) für Migräne – sinCephalea, die ergänzend aber auch als stand-alone Prophylaxe eingesetzt werden kann. Die Migräne-App kann besonders Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit unterstützen, wenn medikamentöse Therapien abgelehnt werden. Auch das Monitoring der Menstruation ist im digitalen Kopfschmerztagebuch möglich und kann bei der Erkennung von Anfallsmustern unterstützen.
sinCephalea ist die weltweit erste stoffwechselbasierte DiGA zur Migräneprophylaxe und kann budgetneutral auf Rezept verordnet werden. Der ernährungsmedizinische Ansatz setzt vor allem auf die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch eine personalisierte niedrig-glykämische Ernährung 10–13. Auf Grundlage der kontinuierlich gemessenen Blutzuckerreaktionen auf Mahlzeiten mittels CGM-Sensor bekommen Betroffene personalisierte, niedrig-glykämische Ernährungsempfehlungen, die leicht umzusetzen sind. Dabei kann sinCephalea in verschiedenen Lebensphasen wiederholt angewendet werden, um sowohl den Einfluss von hormonellen Änderungen zu monitoren, als auch die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren und die Lebensqualität spürbar zu verbessern 10. sinCephalea ist damit eine optimale Ergänzung für Frauen in besonderen Lebensphasen.
Fazit
Hormonschwankungen im Lebenszyklus der Frau können das Auftreten von Migräne beeinflussen. Besonders einflussreiche Ereignisse stellen die Menarche, Menstruation, Schwangerschaft und Stillzeit und die Menopause dar. Eine differenzierte Betrachtung jeder Lebensphase und eine individuelle Herangehensweise sind entscheidend, um wirksame Therapieansätze anbieten zu können und die Therapie-Compliance der Betroffenen zu erhöhen. Die Diskussion über Hormonersatztherapie bei Migränepatientinnen und deren möglichen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko unterstreicht die Wichtigkeit einer engmaschigen Betreuung. Alternative nicht-medikamentöse Ansätze, wie die DiGA sinCephalea, bieten eine innovative Möglichkeit zur Migräneprophylaxe und können die Migränesymptomatik von betroffenen Frauen in besonderen Lebenszyklen maßgeblich verbessern.
Referenzen
1. Sacco, S., Ricci, S., Degan, D. & Carolei, A. Migraine in women: the role of hormones and their impact on vascular diseases. J. Headache Pain 13, 177–189 (2012).
2. Ripa, P. et al. Migraine in menopausal women: a systematic review. Int. J. Womens Health 7, 773–782 (2015).
3. Ahmad, S. R. & Rosendale, N. Sex and Gender Considerations in Episodic Migraine. Curr. Pain Headache Rep. 26, 505–516 (2022).
4. Raffaelli, B. et al. Menstrual migraine is caused by estrogen withdrawal: revisiting the evidence. J. Headache Pain 24, 131 (2023).
5. Göbel, H. et al. Hormonelle Kontrazeptiva bei menstrueller Migräne. Schmerzmedizin 39, 38–51 (2023).
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10. Lelleck, V. V. et al. A Digital Therapeutic Allowing a Personalized Low-Glycemic Nutrition for the Prophylaxis of Migraine: Real World Data from Two Prospective Studies. Nutrients 14, 2927 (2022).
11. Zeevi, D. et al. Personalized Nutrition by Prediction of Glycemic Responses. Cell 163, 1079–1094 (2015).
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13. Evcili, G., Utku, U., Öğün, M. N. & Özdemir, G. Early and long period follow-up results of low glycemic index diet for migraine prophylaxis. Agri Agri Algoloji Derneginin Yayin Organidir J. Turk. Soc. Algol. 30, 8–11 (2018).
Autor
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Dr. Sepideh Schönfeld ist eine erfahrene Ärztin mit einem MBA von der London Business School und verantwortlich für Marketing, Vertrieb und Kommunikation bei Perfood. Ihr Ziel ist es, die Patientenversorgung durch digitale Gesundheitsanwendungen zu verbessern. Mit ihrer medizinischen Expertise und Kenntnissen im Gesundheitsmanagement setzt sie sich leidenschaftlich dafür ein, innovative Lösungen zu fördern, die das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können.
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